Geschwisterkinder


Der Umgang von Geschwisterkindern mit einem Sternenkind – einem Kind, das vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben ist – kann eine besonders herausfordernde Erfahrung sein. Jüngere Kinder verstehen den Verlust oft anders als Erwachsene, und ihre Reaktionen auf Trauer können sehr vielfältig sein. Geschwister können mit eigenen Gefühlen der Trauer, Verwirrung, Wut und Angst konfrontiert werden. Es ist daher entscheidend, ihnen einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie ihre Gefühle ausdrücken können, und sie bei ihrem individuellen Trauerprozess zu unterstützen. 

 

1. Alter und Verständnis

Das Alter der Geschwisterkinder beeinflusst, wie sie den Verlust eines Sternenkindes erleben und verstehen:

  • Kleine Kinder (unter 5 Jahren): Diese Kinder haben oft eine noch sehr begrenzte Vorstellung vom Tod. Sie können traurig oder verwirrt reagieren, aber verstehen vielleicht nicht in vollem Umfang, was passiert ist. Sie können durch das Fehlen des Geschwisters, durch Gespräche oder durch Veränderungen im Alltag emotional belastet werden. Es ist wichtig, ihre Gefühle ernst zu nehmen, auch wenn sie nicht direkt über den Tod sprechen.
  • Schulkinder (6 bis 12 Jahre): In diesem Alter beginnen Kinder zu begreifen, was der Tod wirklich bedeutet, auch wenn sie es nicht immer ausdrücken können. Sie könnten Fragen stellen, warum das Geschwisterkind gestorben ist, und fühlen sich möglicherweise ausgeschlossen oder überfordert durch die Trauer der Eltern. Sie können auch Scham oder Schuld empfinden und sich fragen, ob sie etwas hätten tun können.
  • Teenager (ab 13 Jahren): Jugendliche verstehen den Tod auf einer tieferen, abstrakteren Ebene und können mit intensiveren Gefühlen von Wut, Verwirrung oder sogar Isolation reagieren. In diesem Alter kann es schwieriger sein, ihre Trauer zu äußern, da sie möglicherweise mit ihren eigenen identitätsbezogenen Fragen kämpfen oder sich von den Eltern distanzieren.

2. Gefühle der Geschwisterkinder

Geschwister von Sternenkindern können eine Vielzahl von Gefühlen erleben, darunter:

  • Trauer: Sie trauern um das verlorene Geschwisterchen, auch wenn sie es nie gekannt haben oder nicht viel Zeit mit ihm verbracht haben. Es kann sich anfühlen, als hätten sie etwas verloren, das für sie sehr wichtig gewesen wäre.
  • Angst: Besonders kleine Kinder oder Schulkinder können sich sorgen, dass ihnen oder ihren Eltern ebenfalls etwas passieren könnte. Der Tod eines Geschwisterkindes kann die Ängste über die eigene Sicherheit oder die Sicherheit ihrer Familie verstärken.
  • Wut oder Schuld: Einige Kinder, vor allem ältere, könnten sich fragen, ob sie etwas hätten tun können, um den Tod zu verhindern. Sie könnten auch Wut oder Frustration gegenüber den Eltern oder anderen Familienmitgliedern empfinden, wenn sie das Gefühl haben, dass niemand für ihre eigenen Bedürfnisse genug Aufmerksamkeit hat.
  • Verwirrung: Besonders jüngere Kinder verstehen den Begriff des Todes oft nicht ganz. Sie könnten glauben, dass das Geschwisterkind irgendwann zurückkommt oder dass der Tod nur vorübergehend ist.

3. Der Umgang mit der Trauer der Geschwister

  • Offene Kommunikation: Es ist wichtig, dass die Eltern und anderen Bezugspersonen offen und altersgerecht über den Verlust sprechen. Kinder sollten ermutigt werden, Fragen zu stellen und ihre Gefühle auszudrücken. Dies kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und ihre Trauer zu verarbeiten.
  • Erklärung des Todes: Insbesondere bei kleinen Kindern ist es entscheidend, den Tod in einer für sie verständlichen Weise zu erklären. Zum Beispiel könnte man sagen: „Das Baby ist gestorben, weil sein Körper nicht genug stark war, um weiter zu leben.“ Es ist wichtig, keine vagen Ausdrücke wie „Schlafen gegangen“ oder „weggegangen“ zu verwenden, da dies zu Verwirrung führen kann.
  • Rituale und Gedenken: Geschwisterkinder können in Gedenkfeiern oder anderen Ritualen zur Erinnerung an das Sternenkind eingebunden werden. Dies könnte eine kleine Zeremonie oder das Anlegen eines Erinnerungsplatzes beinhalten. Diese Handlungen können den Kindern helfen, das Gefühl zu haben, dass ihr Geschwisterkind nicht vergessen wird und dass sie ebenfalls Teil des Gedenkens sind.
  • Emotionaler Raum: Eltern sollten ihren Kindern erlauben, ihre Trauer auf ihre eigene Weise zu erleben, auch wenn das bedeutet, dass sie nicht immer ihre Gefühle in Worten ausdrücken. Kinder können durch Spiele, Kunst oder andere kreative Ausdrucksformen ihre Trauer verarbeiten. Manchmal zeigt sich der Schmerz bei Kindern auch in veränderten Verhaltensweisen wie Rückzug, Wutausbrüchen oder Schlafstörungen. 


     

4. Wichtige Tipps für Eltern

  • Geduld und Verständnis: Der Trauerprozess von Geschwisterkindern kann langwierig sein. Eltern sollten geduldig sein und den Kindern erlauben, ihre Gefühle in ihrem eigenen Tempo zu verarbeiten. Es ist normal, dass Trauer in Wellen kommt, und manchmal können die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten Trauerphasen durchlaufen.
  • Externe Unterstützung: Wenn die Trauer zu schwer zu bewältigen scheint oder wenn das Verhalten des Geschwisterkindes sich stark verändert, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen, z. B. durch einen Kindertherapeuten oder eine Trauergruppe für Kinder.
  • Gemeinsames Erinnern: Eltern können den Geschwistern des Sternenkindes dabei helfen, eine bleibende Erinnerung zu schaffen, z. B. durch das Malen eines Bildes, das Basteln von Erinnerungsstücken oder das Schreiben von Briefen. Das Teilen von Erinnerungen, auch wenn das Kind nicht lange gelebt hat, kann den Geschwistern helfen, ihre Verbindung zu diesem Kind zu bewahren. 



Großeltern

Die Großeltern von Sternenkindern sind oft genauso von der Trauer betroffen wie die Eltern. Der Verlust eines Enkelkindes, besonders wenn es vor der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten verstirbt, ist ein sehr schwieriger und emotionaler Prozess. Einerseits möchten sie ihre Kinder, die Eltern des verstorbenen Kindes, unterstützen und trösten, andererseits erleben sie selbst den Verlust ihres Enkelkindes und haben ihren eigenen Trauerprozess zu durchleben. Der Umgang mit dieser Situation erfordert viel Sensibilität und Rücksichtnahme. Hier sind einige Aspekte, die beim Umgang mit Sternenkindern und deren Eltern berücksichtigt werden sollten: 

 

1. Trauer anerkennen

Es ist wichtig, den Verlust anzuerkennen und die Trauer sowohl der Eltern als auch der Großeltern zu respektieren. Auch wenn die Eltern des verstorbenen Kindes im Mittelpunkt der Trauer stehen, sollten Großeltern ebenfalls Raum für ihre eigene Trauer und ihre eigenen Gefühle haben. Sie haben ebenfalls einen Verlust erlitten und es ist wichtig, dass ihre Trauerprozesse nicht übersehen oder minimiert werden.

2. Offene Kommunikation

Großeltern sollten den Eltern ihre Unterstützung anbieten, ohne sie zu drängen. Oft ist es hilfreich, wenn sie signalisieren, dass sie für Gespräche bereit sind, aber auch den Eltern den Raum lassen, ihre Trauer auf ihre Weise zu leben. Offene Kommunikation kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Unterstützung den Bedürfnissen der betroffenen Familie entspricht.

3. Erinnerungen bewahren

Ein Sternenkind bleibt für immer Teil der Familie, auch wenn es nicht lange bei den Eltern war. Großeltern können dabei helfen, Erinnerungen an das Kind zu bewahren, sei es durch Fotos, kleine Andenken oder durch das Erzählen von Geschichten, die das Leben des Kindes würdigen. Manchmal kann es hilfreich sein, ein Gedenkbuch zu erstellen oder einen Ort der Erinnerung zu schaffen.

4. Unterstützung anbieten

Großeltern können ihre Kinder auch durch praktische Hilfe unterstützen. Dies kann das Kochen von Mahlzeiten, das Aufpassen auf andere Kinder oder das Übernehmen von alltäglichen Aufgaben umfassen, um den Eltern eine kleine Auszeit zu ermöglichen. Gerade in den ersten Wochen nach dem Verlust sind diese kleinen Hilfen oft sehr wertvoll.

5. Geduld und Empathie

Trauer ist ein langfristiger Prozess und es gibt keine festgelegte Zeitspanne, in der sich jemand „erholen“ sollte. Großeltern sollten geduldig und einfühlsam sein, wenn die Eltern weiterhin trauern und immer wieder auf das Thema zurückkommen. Auch wenn es unangenehm ist, sollte man versuchen, nicht zu drängen, sondern zuzuhören und zu verstehen.

6. Gedenkfeiern oder Rituale

Einige Familien entscheiden sich dafür, Gedenkfeiern oder Rituale zu veranstalten, um das Leben des Sternenkindes zu ehren. Großeltern können eine wichtige Rolle dabei spielen, solche Momente zu gestalten oder zu unterstützen, was für die Eltern eine wertvolle Hilfe sein kann.

7. Selbstfürsorge der Großeltern

Die Unterstützung der eigenen Kinder in einer solchen schwierigen Zeit kann auch für die Großeltern emotional belastend sein. Es ist wichtig, dass auch sie auf ihre eigene Trauer und ihr Wohlbefinden achten. In vielen Fällen kann es hilfreich sein, sich Unterstützung von außen zu holen, etwa durch Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern oder sogar professionelle Trauerbegleiter.

Letztlich gibt es keine "richtige" Art zu trauern, und jede Familie geht ihren eigenen Weg. Aber eine einfühlsame, respektvolle Haltung und das Angebot von Unterstützung können für alle Beteiligten ein Stück Heilung bringen.





Bilder-Quelle: Kostenlos von Unsplash.

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